Vergessene Opfer der NS-Diktatur „Euthanasie“ und Zwangssterilisation im ländlichen Sauerland
Acht Zwangssterilisationen und drei „Euthanasie“-Morde in einem kleinen Dorf im Sauerland stehen beispielhaft für andere Ortschaften. Sie zeigen, dass die NS-Ideologie von der „Reinheit des Volkskörpers“ auch im ländlichen Bereich konsequent umgesetzt wurde.
An diese Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die im Rahmen der „Euthanasie“ ermordet wurden oder denen durch Zwangssterilisation großes Leid zugefügt wurde, wird selten gedacht.
Der Vortrag zeigt die Umsetzung der NS-Erbgesundheitslehre und Rassenhygiene im regionalen Bereich. Der Referent Michael Filthaut vom „Arbeitskreis Dorfgeschichte Voßwinkel“ hat die NS-Verbrechen in seinem Heimatort Arnsberg-Voßwinkel erforscht und beschreibt die Arbeitsweise der Erbgesundheitsgerichte am Beispiel des EGG Arnsberg wie auch die des Erbgesundheitsobergerichts (EOG) Hamm. Dieses war für sieben EGG in der Region zuständig. Nach Vorarbeit und mit Unterstützung der Gesundheitsämter sollte die „Reinheit des Volkskörpers“ erreicht werden. „Ballastexistenzen“ sollten vernichtet werden.
In dem Vortrag geht es nicht um anonyme Zahlen, sondern um persönliche Schicksale. Der Referent beschreibt an einem Beispiel den Ablauf eines Sterilisationsverfahrens und den Weg von zwei Patienten der Heilanstalt Warstein, die in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurden. Außerdem geht es um das Schicksal eines achtjährigen Kindes in der Heilanstalt Marsberg. Alles belegt mit Originaldokumenten.
In Verbindung mit der Ausstellung „Lebensunwert – zerstörte Leben“ wird an die Umsetzung des „Gesetzes zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses“ am 01. Januar 1934 gedacht. Vor etwa 90 Jahren bildete dieses „Sterilisationsgesetz“ für die Nazis den Einstieg in die Organisation der „Euthanasie“ und den späteren Holocaust.
Mittwoch, 26. 02. 2025 18.30 Uhr
Referent: Michael Filthaut, Voßwinkel
Ort: Stadtbibliothek Arnsberg, Klosterstr. 26